Das Verschwinden

eine Installation mit performativen Verrichtungen
von und mit Ruth Geiersberger und Komplizen

Wie ist es, wenn man verschwunden ist? Löst man sich auf? Wird man nur unsichtbar und ist also noch da, nur in einem anderen Zustand? Sind wir Menschen kurz davor, durch das Desaster, das wir anrichten, uns selbst zu vernichten? Wollen wir das wirklich? Bleiben dann die Pflanzen übrig? Übernehmen sie die Herrschaft? In diesem Kontext entwickelt Ruth Geiersberger ihre beiden großen Projekte der letzten Jahre, „mit Pflanzen“ (2019/20) und „Verlassenschaften“ (2022), weiter. Dabei geht es ganz grundsätzlich um das VERSCHWINDEN. Auslöser war die Begegnung mit Ludwig Leichhardt, einem deutschen Botaniker, der im 19. Jahrhundert in Australien bei einer Exkursion verschwand. Zurück blieben nur seine Aufzeichnungen. Zur Recherche über das Phänomen des Verschwindens begab sich Ruth Geiersberger im Frühjahr 2024 auf eine Reise nach Australien.

INSTALLATION

begehbar zu den üblichen Öffnungszeiten (Di-So, 10-18 Uhr) im Rahmen des Museumsbesuchs

Im SMAEK-Staatliches Museum Ägyptischer Kunst in München lädt Ruth Geiersberger dazu ein, eine Installation zu erkunden, die von ihren Recherchen Zeugnis ablegt. Dinge und Mitbringsel von dieser Reise, die wie zufällig übriggebliebene Erinnerungsträger auch als Grabbeigaben zu lesen sind, befinden sich im Ausstellungsraum. Alle Objekte sind in flüchtige Lichtstimmungen getaucht und finden nur für kurze Zeit einen bestimmten Platz. Videosequenzen über Geiersbergers Aktionen in Australien und mitgebrachtes Reise-Foto-Video-Material werden als Loop in unterschiedlichen Formaten in den Raum projiziert (Video: Severin Vogl). Auch diese Aufnahmen sind einem Prozess des Verschwindens unterworfen, wenn etwa die Linse eines Beamers von Tag zu Tag mehr eingetrübt wird, oder indem mit Hilfe einer Hand-Nebelmaschine die Bilder kurzzeitig verschwimmen. Ruth Geiersberger ist als Performerin während der Ausstellungszeit oft anwesend, räumt auf und um, verändert das Setting, bittet zum Gespräch und verschwindet wieder.

PERFORMATIVE HANDLUNGEN IN DER INSTALLATION

An 6 Abenden zelebriert Ruth Geierberger in der Installation mit ihren Komplizen notwendige Verrichtungen.
Eintritt: 10 € / erm. 5 € / Tickets am Eingang zur Installation

Do, 6.2.25 und Sa, 15.2.25 | 17 Uhr

Der Fluss der Dinge

Konzertant-performative Spontankomposition mit Geoff Goodman, Ardhi Engl und Ruth Geiersberger (Metal, Word & Wire)

Fr, 7.2.25 und Fr, 14.2.25 | 18.30 Uhr

Das verschwindende Jetzt

Performance mit der australischen Tänzerin Josephine Ann Endicott (ehem. Tänzerin bei Pina Bausch), dem Zeichner und Performer Christoph Lammers, mit Text-Verrichtungen von Ruth Geiersberger und Klängen von Michel Watzinger (Hackbrett)

Sa, 8.2.25 und Do, 13.2.25 | 17 Uhr

Über das Reisen und Erinnern und über Verschollenes

Vortrag von Prof. Wolfgang Struck (Historiker und Leichhardt-Forscher) und Text-Verrichtungen von Ruth Geiersberger, mit Klängen von Georg Glasl (Zither)

Gedanken über Koinzidenz und Verschwinden

Eine Einladung von Seiten des Humboldt Kolleg im März 2023 brachte mich recht unvermittelt und überraschend nach Sydney. Dort durfte ich im Rahmen der internationalen Konferenz „Netzwerk der Pflanzen und Sprache der Resonanz in Wissenschaft und Literatur“ an der Universität Sydney im Bereich Literaturwissenschaft als Künstlerin über das Kommunizieren der Pflanzen in der Literatur performen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mit dem Münchner Komponisten Axel Singer, der seit 14 Jahren in Sydney lebt und arbeitet, in Kontakt zu treten. Er erzählte mir von eben diesem deutschen Botaniker Ludwig Leichhardt, der im 19. Jahrhundert in Australien verschwand. Axel Singer beschäftigt sich schon seit Jahren immer wieder mit den Tagebüchern des Botanikers. Er begann, einige musikalische Splitter zu komponieren, legte sie wieder zur Seite, nahm die Arbeit daran wiederholt wieder auf: eine Art Work in Progress über Leichhardts faszinierende Aufzeichnungen und über das VERSCHWINDEN im Allgemeinen. Axel Singers Tonschnipsel ruhen in seinen Gedanken-Schubladen und warten darauf, weiter auf Spurensuche zu gehen – oder wollen sie eher verschwinden? Nach meiner Rückkehr lernte ich den Literaturwissenschaftler Wolfgang Struck von der Universität Erfurt kennen, der schon lange über das Phänomen des Verschwindens, vor allem von Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert, forscht, und eben auch über den in Australien abhanden gekommenen Botaniker Ludwig Leichhardt! Mit einer Kollegin schrieb Struck das Buch „Aus der Welt gefallen“ (mit Kapiteln wie: „allbewandert, unbewandert“, „Eine Karte des Verschwindens“ oder „Vom Verschwinden des Menschen: Ein Kartenspiel“). Ich bin immer wieder fasziniert davon, warum man wann mit was, mit wem und wie in Berührung kommt. (Ruth Geiersberger)

Videos und Settings: Severin Vogl

Textrecherche: Andrea Kaufmann

PR: Christiane Pfau / Pfau PR, www.pfau-pr.de

Mit Unterstützung durch das Kulturreferat
der Landeshauptstadt München

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Verlassenschaften