über ge setzt

eine performative Konzert-Installation über Kommunikation und (Miss)verstehen

Ruth Geiersberger, Martina Koppelstetter
und Masako Ohta

Fotos & Film: Severin Vogl
Link zum Film

(Februar 2016) Gedanken werden sicht- und hörbar, wenn man sie aufschreibt. Der Klang der Worte, wenn der Stift übers Papier fährt, ist immer neu. Der Klang des geschriebenen Wortes einer fremden Sprache, in einer anderen Schrift, ist ein Universum für sich. Was geschieht, wenn Gedanken in Schrift übersetzt werden, wenn man weder Schriftbild noch Sprachmelodie deuten kann, sondern sich ihr einfach nur hingibt, zu ihr über-setzt? Wenn sich Welten aus Zeichen öffnen, aus Musik, die ebenso ungewohnt wie seltsam vertraut erscheinen? Wenn man plötzlich versteht, ohne nachzudenken?

Ruth Geiersberger (Performance), Martina Koppelstetter (Gesang) und Masako Ohta (Klang) waren im September 2015 auf Recherche-Reise in Japan. Daraus entstand ihr gemeinsames Projekt „über ge setzt“, das sie von 17.3. bis 19.3.2016 in einem Klassenzimmer der Grundschule an der Bazeillesstraße in München-Haidhausen präsentieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Gedanken in Wort, Geräusch, Schrift, Klang, Melodie transportiert werden und wie das Wort klingt, auch wenn man weder das Schriftbild noch den Klang deuten kann. Begleitet werden Ruth Geiersberger, Martina Koppelstetter und Masako Ohta von einer Neukomposition von Nikolaus Brass und von Severin Vogls Filmsequenzen.

Wenn ich Japanisch sprach, hatte ich den Eindruck, dass die Klänge in meinem Schädel hallten und einen geschlossenen Raum bildeten, vergleichbar der Oberflächenspannung von Wassertropfen. Was mir an der deutschen Sprache zuerst auffiel und mich faszinierte, war ihr Konsonantenreichtum. Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam und die Zahlenwörter auf …zig…zig…zehn hörte, war ich begeistert und dachte: „So schön ist diese Waldkultur-Tradition. Die Sprache klingt wie eine Vogelsprache!“ Durch das Deutschsprechen durfte ich eine andere Art des Atmens und eine andere Aussprachetechnik lernen. Durch diese Erfahrung mit den Sprachen bin ich freier geworden im Umgang mit der Klang-Membran im Schädel beim Japanischsprechen, auch beim Musizieren. (Masako Ohta)

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