sososososo

denn “so” heißt in Deutschland das Gleiche wie in Japan, nämlich “so”

Fotos: Severin Vogl

 

Anfangen in der Münzsammlung. Einkehren, staunen, das Stempelbuch besorgen. Dann in die Staatsbibliothek gehen, einkehren, still werden, schauen. Als Erinnerung: einen Stempel mitnehmen. Dagewesen sein. Weitergehen. Zum Staatsballett-Probenraum, einkehren, schauen, Stempel abholen. Von dort zum Valentin-Karlstadt-Musäum, zur Artothek, ins Alten-Service-Zentrum und schließlich in die Lukaskirche – einkehren, innehalten, schauen, Stempel abholen. Bis das Buch voll ist. Dagewesen sein.

Im September 2012 verbrachte Ruth Geiersberger mit Hilfe eines Arbeitsstipendiums des Kulturreferates der Stadt München drei Wochen in Japan. Dort traf sie die Schriftstellerin Yoko Ogawa, deren Literatur seit Jahren Geiersbergers Performances begleitet. Yoko Ogawa und Ruth Geiersberger sind in mancher Hinsicht Schwestern im Geiste: Beider Themen sind die Dinge als Erinnerungsträger, die intensive Beschäftigung mit den vielen Schichten von Geräusch und Stille, mit dem Schwebezustand zwischen Innehalten und Aufbruch. Die Reise wurde zu einer Begegnung der besonderen Art, zwischen Verlorenheit und Geborgenheit und dem großem Staunen, dass und wie auch ohne gemeinsame Sprache Verständigung möglich ist.

Fasziniert war Ruth Geiersberger auch von der Tradition des Stempelns: Überall wird gestempelt, in jedem Tempelchen oder Andachts-Ort liegt ein Stempel und ein Stempelkissen aus. Man kann sich also eine Bestätigung des „Dagewesenseins“ abholen – ähnlich der Hüttenstempel in manchen alpenländischen Wanderregionen.

AndachtsÜbungen

Inspiriert von ihrer Japanreise, bietet Ruth Geiersberger im September 2013 einen „Andachts-Parcours“ in München an. Die einzelnen Stationen werden von der Performerin Judith Hummel, dem Tänzer Peter Jolesch und den Musikern Gerd Kötter, Martina Koppelstetter, Kelvin Hawthorn, Masako Ohta und Sebi Tramontana sowie von Ruth Geiersberger selbst „bespielt“. Ein gelbes „Andachtsquadrat“ markiert ihren jeweiligen Verrichtungsort. An jeder Station kann sich der Besucher einen „Andachtsstempel“ abholen. Zu bestimmten Terminen erklärt Bernd Schäfer, ehemaliger Polizist und Kunstvermittler bei der documenta 2012, den Gästen die jeweilige Station. Begleitet wird das Projekt von den Videokünstlern Vogl&Hentschel.

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Andachtsquadrat